Systemische Aufstellungen setzen im Falle von individuellen Problemlagen vielfach bei der Herkunftsfamilie an. Um das System Ihrer Herkunftsfamilie zu erfassen, ist es hilfreich, wenn Sie sich vorab mit der Familienzugehörigkeit befassen. Andererseits gibt oftmals erst die Teilnahme etwa an einem ghro® Aufstellungsseminar den Impuls, den Verzweigungen und Verstrickungen des eigenen Familiensystems auf den Grund gehen zu wollen.
Eine Methode, mit der Sie sich der Familienzugehörigkeit vergewissern können, ist das sogenannte Genogramm. Es ähnelt einem Stammbaum, ist aber weiter verzweigt. Eingetragen werden alle besonderen Vorkommnisse in den Herkunftsfamilien wie Geburten, Fehlgeburten, Abtreibungen, Heirat, Scheidung, Krankheiten, frühe Todesfälle und traumatisierende Ereignisse.
Zum Genogramm gehören mindestens drei Generationen: die Generation desjenigen, der es erstellt, seine Eltern und Großeltern mit ihren jeweiligen Geschwistern samt Angeheirateten und deren Kindern. Falls es eine Hausangestellte gab, die über mehrere Generationen mit im Haus lebte und die Kinder großzog, gehört auch sie dazu. Wenn eine weitere Generation hinzukommt, sind schnell über hundert Personen beteiligt. Sogar wenn einem Familienfremden etwas angetan wurde, gehört dieser mit ins Genogramm, weil er eine wichtige Rolle übernommen und die Familie geprägt hat. Das Gleiche gilt für Familienfremde, die einem Familienmitglied etwas angetan haben. Das Genogramm ist ein Angebot, sich im Geflecht alter Verbundenheiten und verborgener Familiengeheimnisse selbst zu erkennen.
Das ist deshalb wichtig, weil besonders das Verschwiegene wirkt. Die Nachkommen wiederholen die Muster der Vorfahren meist so lange, bis die Verdrängung aufgehoben wird. Erst wenn Schuld, Verantwortung und Leid offen thematisiert und angemessen betrauert werden, sind die Nachgeborenen frei, ihr eigenes Leben zu leben. Wenn Sie sich mit Ihrem Genogramm befassen, können Sie die Anteile, die Sie unbewusst übernommen haben, oftmals besser wahrnehmen. Insofern ist das Genogramm ein unentbehrliches Instrument, um Probleme in ihrer Komplexität zu erfassen. Denn die unsichtbaren Bindungen betreffen nicht nur Familienmitglieder, denen Leid zugefügt wurde, sondern auch jene, die Leid verursachten.