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Phänomenal phänomenologisch – Warum wirken Aufstellungen?
Das herausragendste Element einer systemischen Aufstellung ist das Stellvertreter-Phänomen, das Phänomen der repräsentativen Wahrnehmung.
Wer sich in einer Aufstellung als Stellvertreter zur Verfügung stellt, nimmt etwas wahr, spürt es innerlich oder weiß auf einmal etwas, das nicht von ihm selber kommt und nicht zu ihm selbst gehört. Es gehört vielmehr zu der Person, Sache oder Abstraktion, die er/sie gerade vertritt. Das heißt, die Stellvertreter erleben oft an ihren Plätzen intensive Gefühle und starke körperliche Empfindungen. Diese Gefühle und Empfindungen haben eine erstaunliche Entsprechung zu der Lebenssituation des Aufstellenden oder der zu seinem Lebenskreis gehörenden Personen, und zwar ohne entsprechende Vorabinformation für die Stellvertreter. Um dieses Phänomen wirklich verstehen zu können, muss man selbst als Stellvertreter gestanden haben, und zwar je öfter, desto besser. Und wer es nie erlebt hat, dem kann man es auch nicht erklären.
Bei einer Aufstellung entsteht ein Feld (PEDÍO, griechisch „πεδίο“ – Kraftfeld, Energiefeld), das uns auf einer geistigen Ebene mit anderen Personen, lebenden wie toten, Dingen, Konzepten, Abstraktionen so verbindet, dass wir in uns selbst etwas spüren oder wissen. Mit Feld bezeichnet man das sich in einer Aufstellung zeigende spontan eintretende Kräftespiel. Es tut sich durch die spontanen Bewegungen, Empfindungen und Regungen der Stellvertreter auf, ohne dass diese darauf willentlich Einfluss nehmen. Es wird vielfach auch als ein wissendes Feld bezeichnet, da über dieses Feld Unbewusstes, Vergessenes oder Verleugnetes ans Licht kommt. Das, was auftaucht, wird körperlich, sinnlich erlebt und als wirklich und wirksam erfahren und erkannt, nicht im Sinne eines rationalen Bewusstseins, sondern einer eher übersinnlichen, geistigen Bewusstheit.
Eine Resonanztheorie, die im Zusammenhang mit jener des wissendes Feldes bzw. dem Phänomen der repräsentativen Wahrnehmung genannt wird, ist die von dem britischen Biologen Rupert Sheldrake entwickelte Theorie der morphischen bzw. morphogenetischen Felder. Nach Sheldrake handelt es sich bei morphischen Feldern ähnlich wie bei elektromagnetischen Feldern um solche, die eine gewisse Struktur und Ordnung besitzen, raum- und zeitübergreifend sind und so eine Art kumulatives Gedächtnis der betreffenden Art darstellen. Die Annahme Sheldrakes, dass morphische Felder ein Gedächtnis haben, ist stark der von dem Schweizer Tiefenpsychologen C. G. Jung entwickelten Idee des kollektiven Unbewussten angenähert.
Wirksamkeit
Ungeachtet der in Wissenschaftskreisen umstrittenen Erklärungsansätze liegt inzwischen mit der im Juni 2013 abgeschlossenen, sogenannten Heidelberger Studie von dem Universitätsklinikum Heidelberg (Zentrum für psychosoziale Medizin, Institut für medizinische Psychologie) die weltweit erste Untersuchung zur Wirksamkeit von Systemaufstellungen unter kontrollierten Bedingungen vor. Die veröffentlichten Ergebnisse legen nahe, dass dreitägige Aufstellungsseminare auf mehreren Ebenen positiv wirken können: In der psychischen Befindlichkeit, im Erleben in privaten Beziehungssystemen und beim Erreichen subjektiver Ziele. Interessanterweise belegen die Untersuchungsergebnisse auch das immer wieder beobachtete Phänomen, dass positive Veränderungen nicht nur für aktive Teilnehmer zutreffen, die ein eigenes Anliegen aufstellen, sondern auch für die teilnehmenden Beobachter.
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